Abschiede – Tag 0

Koeln, 31.01.14

Mal was in den Blog schreiben. Aber schnell, ganz schnell muss das jetzt gehen.

Es ist 3:03 Uhr und wir haben bis vor Kurzem irgendwas gemacht. Das ging seit Montag so, wir haben einfach die ganze Zeit etwas zu tun gehabt, tatsächlich, von morgens bis abends. Das war zu viel. Kein Mensch sollte von morgens bis abends (mit abends ist gemeint bis zum Einschlafen) etwas zu tun haben, was getan werden MUSS, das ist ja schrecklich, das ist wie Deadline für immer, und zwar morgen. Wo bliebt denn dabei das Nichtstun? Da hört der Spaß nämlich auf. Wenn man länger als ein, zwei Tage keine Zeit mehr hat zu prokrastinieren, dann, ja dann … is‘ auch egal. 

Wichtige Lektion, die wir an dieser Stelle weitergeben möchten:

Liebe Weltreisende,

wenn ihr das, was ihr kurz vor der Reise vor der Reise erledigen könnt, kurz vor der Reise erledigen wollt, dann solltet ihr 3, d r e i Wochen vorher damit anfangen. Man kann in einer Woche viel schaffen, aber es macht, wir sagten es bereits, gar nicht so viel Spaß.

Schnell jetzt, Schlafenszeit: Wir feierten Abschied. Und das war schön. Jeder einzelne und alle zusammen haben uns sehr glücklich gemacht.

Abschied I – mit den Eltern (und Michael Krüger)

Um unsere Eltern zusammenzuführen, natürlich unter einem Motto, das richtig Sinn macht, sind wir mit ihnen peruanisch essen gegangen, im La Pachamama. Dort ist es ein wenig laut, das stört aber fast gar nicht, denn die Lautstärke rührt (shake it) von einem Mixer, der sich im Zentrum des nicht sehr großen Lokals befindet. Und dieser Mixer führt nur Gutes im Schilde, man verzeiht ihm sogleich den Krach, wenn man verstanden hat, dass er zusammenrührt, was zusammen gehürt: Pisco (peruanischer Traubenschnaps) Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar mit Eis. Heraus kommt dabei ein Pisco Sour,  zwei Pisco Sour, drei Pisco Sour … sechs Pisco Sour. Für Friederikes Eltern, meine Mutter und Schwester, für Friederike und mich. Dazu gab es Weißwein aus Peru, der voll okay und gut war, und die 21 oder 22 für mich, ich bin mir nicht mehr sicher, doch es war gut, sehr, sehr gutes Rinderfilet. Dieses Restaurant in Köln sei hiermit ganz ausdrücklich empfohlen.

Michael Krüger. Kennt den jeder? Oder ist das wieder so ein vorbeischnuppender Stern aus dem Büchermenschen-Mikrokosmos? Wahrscheinlich. Michael Krüger war der Verleger von Hanser. Hanser ist ein bedeutender Buchverlag in Deutschland. Buchverlage gibt es einige, auch Friederike und ich arbeiten in solchen. Einfache Sprache ist was für Wahlprogramme, selten wird sie verlegt. Und wenn, dann ist es keine Literatur (Benjamin Lebert jetzt mal ausgenommen). Buchverlage machen in den besten Fällen Literatur. Ihr sagt, na klar, Literatur, Bücher halt … oder Gebrauchsanweisungen. Wenn Verlagsmenschen allerdings von Literatur reden, dann meinen sie damit hochwertige Texte, nicht einfach etwas zu lesen, sondern so Bücher, die mit Aufklebern versehen werden, die uns hinweisen: Preis gewonnen, kaufen! Das kann der Deutsche Buchpreis sein, der dort ausgewiesen wird, oder ein Preis namens Ingeborg Bachmann oder sogar der Literatur-Nobelpreis. Hanser durfte schon einige Bücher mit Nobelpreisaufklebern in Umlauf bringen. Hanser hatte diesen Verleger mit Riecher: Michael Krüger.

Und dieser Mann war an dem Abend unser hauptsächliches Gesprächsthema. Warum? Weil er das Patenkind von Friederikes Oma war und seine Kindheit teilweise mit Friederikes Vaters verbracht hat und er, Friederikes Vater, für Michael Krügers Vater Autos durch die DDR nach Berlin überführen musste. Wir Verlagsmenschen finden so was unfassbar spannend. Man stelle sich vor, da wir gerade bei Autos waren, ein KFZ-Mechaniker hat auf einer Landstraße einen Motorschaden. Kein Haus weit und breit, keine Hilfe, so viele gelbe Engel wie man denkt gibt’s nämlich gar nicht, da hält ein altertümliches Gefährt, und wer steigt aus? Herr Otto, und er repariert den Motor vom KFZ-Mechaniker. Dieser ist überglücklich, ganz baff vor dem echten Herrn Otto zu stehen … Mir fällt gerade auf, der KFZ-Mechaniker hätte den Motor ja auch selbst reparieren können … Der Vergleich hinkt.

Friederike und ich werden niemals die Buchbranche reparieren können. Michael Krüger hingegen ist noch superfit. Während wir so sprachen und ich meiner Mutter und meiner Schwester erklärte, wer das eigentlich ist, M.K., vibrierte das Handy von Friederikes Vater, und dran war: Otto! Nein, Michel Krüger! Er schrieb eine Mail, er schrieb von früher, vom Bauernhof, wo die Kinder ihre Sommer verbrachten, vom Geruch der Ernte (Michael Krüger ist auch ein Dichter) uvm.

Was hier aus Diskretionsgründen leider nicht wiedergegeben werden darf, und an dieser Stelle abrupt enden muss.

Jedenfalls war dieser Abschiedsabend mit unseren teilweisen Familien (wobei es eigentlich auch noch gar nicht der Abschied war) richtig schön und sehr lustig.

Abschied II – Hammond Bar (Spezialgast: alle und Tina)

Wir luden ganz Köln ein. Und wer kam: Kollegen, Freunde, Frollegen, tatsächlich alle, die wir mögen. Und eine Überraschung kam auch, davon wussten wir aber naturgemäß nichts, und sie traf uns direkt ins Auge, so dass ich mir kurz eine Träne wegwischen musste und Friederike und ich sehr gespannt und ganz gebannt und auch aufgeregt und furchtbar gerührt dieses Video vorgeführt bekamen. Auf der Kneipenleinwand mit allen Gästen. Hochemotional, Injektion ins Herz. Haben wir uns schon bedankt? Danke, echt jetzt! Und dir ganz besonders, Tina. Da hast du was rausgehauen, der Wahnsinn!

fliprik from Tina Pfeifer on Vimeo.

Es gab noch viel mehr Abschiede in den letzten zwei Wochen, alle haben Spaß gemacht, waren aber immer auch traurig. Irgendwann mag man sich einfach nicht mehr verabschieden, das strengt an. Nichts davon ist leider mehr erzählbar, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit bis Abflug. Nur eine Möglichkeit gibt es noch: wir lassen Bilder sprechen.

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Großartiges Geschenk von Ina und Jochen. Das wird ein Spaß, Taj Mahal.

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Notfallbar aus handgepäcktauglichen Behältnissen von Maike, Catrin, Felix und Jochen.

Hier noch die Packliste für die Weltreise:

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Hosen
1x Trekkinghose
1x Stoffhose
1x Badehose
3x kurze Hose
7x Unterhosen
1x lange Unterhose

Hemden/T-Shirts/Pullover
2x Hemd, schnelltrocknend
1x Hemd, normal
7x T-Shirts
1x Kapuzenpullover
4x Unterhemden

1x Doppeljacke (Fleece- und Regen-/Windjacke)

Schuhe
Turnschuhe
Flip Flops
Wanderstiefel

Socken
2x Wandersocken
5x normale/kurze Socken

1x Wollmütze
1x Käppi

1x Travel-Towel

1. Kulturbeutel
Zahnbürste
Zahnpasta
Zahnseide
elektr. Rasierer
Parfum
Deo
Nagelstudio

2. Kulturbeutel

4x Urea, 250 ml (bescheuert, aber juckt sonst)

Apotheke
Vitamintabletten
Paracetamol
Ibuprofen
Desinfizierspray
Bepanthensalbe
Fenistil Gel
Breitbandantibiotika
Elektrolyte
Pflaster
ImodiumSonnencreme

Technik
Notebook + Netzteil
externe Festplatte
Kindle + Kabel
Kamera + Netzteil
Smartphone
Stirnlampe
iPod + Kabel
Maus
USB-Stick
Steckdose für die Welt

Outdoor-Zeugs
Taschenmesser
kleines Portemonnaie
Rucksackhülle
Ohropax
Money Belt
2x Karabiner
3x Kompressionstüten
Zippertüten
Schlafsack-Inlay
Daypack, 20l
Sonnenbrille
Notizbuch+Stifte
Steckdosenadapter
Mini-Stativ
Schmutzwäschebeutel
Reisewecker

Print-Bücher
Lonely Planet: Südamerika
Lonely Planet: Südostasien
Lonely Planet: Mexico
Reiseführer von Wolfgang Ziegler: Cuba
Gebrauchsanweisung f. Tibet, Franz
Gebrauchsanweisung f. Nepal, Kracht/Nickel
Mal aria
Klingsors letzter Sommer

(Die letzten vier, weil nicht zuende gelesen. Werden dann unterwegs gespendet. Die Reiseführer in Print, weil den ebooks verschiedenes fehlt, zb. Karten, Farben, „Blätterbarkeit“)

Dokumente

Pass + Kopie
Personalausweis
Impfpass
internationaler Führerschein
Führerschein
VISA-Card
EC-Karte
Krankenversicherungsunterlagen
Flugdatenblatt
Adresse erster Unterkunft/Hotelreservierung

Friederike hat im Prinzip das Gleiche eingepackt, nur mit Bhs, Thermounterwaesche, usw.

Wir melden uns bald aus Kuba, wenn wir Internet finden, denn so richtig vorgesehen ist es da nicht.
Tschüssi,

Philipp und Friederike

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