Mail an meinen Vater

Vor neun Tagen schrieb ich meinem Vater eine E-Mail von ungeheuerlicher Brisanz. Dann erhielt ich eine Antwort. Ich habe mich nun entschieden, die Korrespondenz mit euch zu teilen.

Anhänge20. Sep. (vor 9 Tagen)

Lieber Papa,

wir haben schon lange nichts mehr voneinander gehört. Der Blog steckt irgendwo noch in Buenos Aires, bei Facebook bist du nicht, wahrscheinlich weißt Du gar nicht, wo ich ganz in echt gerade stecke. Varanasi! Ich stecke am verrücktesten Ort dieser Welt, und gestern wurde ich hier nach Deinem Namen gefragt. Ich erzähle Dir ganz unten, warum. Jedenfalls ist mir da eingefallen, also mir ist nicht eingefallen, dass es Dich ja auch noch gibt … Ich wollte Dir dann einfach mal wieder schreiben. Zunächst gibt es ein kleines, überhaupt nicht vollständiges, Update:

Nach Buenos Aires ging es nach Los Angeles, dort wollten wir uns eigentlich einen Wagen mieten und damit nach San Francisco fahren, nur ohne Kreditkarten war das nicht möglich, unsere Ersatzkarten waren noch immer nicht angekommen. Nach einem kurzen teuren Abstecher (Hostelbetten – nicht Zimmer!, Betten kosten hier 50$/Person, Skateboards sind günstig) zum Venice Beach fuhren wir am nächsten Tag mit dem Bus nach San Francisco.

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Dolores Park, San Francisco

Hier haben wir sehr schöne Tage bei einem Freund von Friederike und seinem Mitbewohner verbracht. Die beiden haben (hatten, sind inzw. umgezogen) eine wunderschöne riesige Wohnung mit Garten in einem der schöneren Viertel von SF. Unter der Woche mussten die beiden arbeiten. Du kannst Dir vorstellen, wie wohl wir uns gefühlt haben in „unserer eigenen Wohnung“. Am Wochenende zeigte uns Jan die Stadt (in seinem Saab Cabrio), dann sahen wir die Stadt im Taumel einer Gay-Parade (Pride), die der absolute hedonistische (und nackte) Wahnsinn war, wir besuchten ein paar Clubs usw. Es war eine tolle Zeit, ich würde hier sofort hinziehen. Am letzten Tag fragte mich einer, ob ich nicht zufällig Software-Engineers aus Deutschland kenne, seine Firma würde ihm 5000$ Prämie zahlen, wenn er einen solchen neuen Kollegen in die Firma bringen würde. Tja, leider nix gelernt, leider nix mit Programmieren, das wäre meine Aufenthaltsgenehmigung gewesen.

Das war es dann auch schon mit uns und den USA, es ging weiter nach Indonesien. Nach Bali. Nicht ganz Bali ist so, aber Kuta schon. So: ekelhaft. Nicht nur, aber vieles. Kuta ist das Malle für Australier. Das Nachtleben ist unglaublich plump und dumpf , es rummst an allen Ecken, und überall wird man angequatscht auf Dinge, die man nicht haben will, es nervt sehr, und wir wussten am Abend und in der Nacht nicht so recht wohin mit uns. Klar, um drei Uhr morgens mussten wir zu den WM-Spielen gehen, nicht die beste Ausgehzeit für Kuta, dann nämlich kommen die meist nicht sehr talentierten Taschendiebe (Friederike musste zweimal, so wie man Ungeziefer verscheucht, einen Langfinger von ihrer Handtasche wischen). Eines dort war toll, das Surfen. Es ist hier so leicht, keine Ahnung warum, die Wellen sind nicht zu hoch, nicht zu niedrig, sie rollen ganz lange aus bis zum Strand. Nach einer Stunde konnte ich tatsächlich surfen, F. auch, auf einmal waren wir ein paar Tage lang sehr sportlich.

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Wie macht er das nur?

Es ging weiter auf die Gilis. Drei kleine Insel vor Lombok, der Insel, die neben Bali liegt. Gili Trawangan ist die Party-Insel, Gili Air ist die Familien-Insel und die dritte … habe ich vergessen, irgendwas mit Honeymoon. Schöne Zeit dort gehabt, nette Leute kennengelernt und das Finale ausnahmsweise mit schwarzrotgoldbemalten Wangen geguckt. Sie waren halt sehr deutschlandfanatisch, die Indonesier, ich musste ihnen einfach erlauben, mir diesen Gesichtsschmuck aufzutragen. Deutschland hat sogar, wenn ich mich recht erinnere, an dem Abend einen Sieg davongetragen.

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Schön hier.

Lombok, der vernachlässigte Zwilling von Bali. Hier gibt es noch nicht so viele Touristen, die Unterkünfte sind einfacher, die Lokale ein kleines bisschen weniger westlich. Roller geliehen und durch wunderschöne Landschaften gebraust. Ziel: immer der nächste Strand. Zurück nach Bali, nach Ubud, ein Ort, in dem fast jedes Haus ein Tempel ist. Dort sahen wir auch diese typischen indonesischen Tänze. Ich bin froh, dass wir noch ein wenig indonesische Kultur zu sehen bekamen. Aber viel mehr als zwei Tage Ubud durften es auch nicht sein. Nach Südamerika mussten wir einfach mal ausspannen, das ging zwar schon in San Francisco ganz gut, aber dort hatten wir keinen Strand.

Let the good times...

Let the good times… (Lombok)

Nach unserer Ankunft in Asien war alles anders, ich bräuchte mehr Zeit, um das zu beschreiben, aber um es kurz mal festzuhalten: In Asien zu reisen ist etwas komplett anderes. Einerseits ist es ein bisschen schwieriger, weil man mehr Optionen hat, andererseits ist es leichter, weil es nicht so gefährlich ist, glaube ich. Und die ganzen Touri-Orte machen natürlich auch viel aus, es gibt einfach mehr Urlauber.
Es ging weiter nach Thailand. Fast alles, was wir hier sahen, war eigentlich komplett touristisch. Nur eine Ausnahme gab es. Hier haben wir uns ins in Thailand aufgehalten:

Phuket (nach einer Nacht geflüchtet. Patong besteht nur aus Ladyboyshows, Puffs, Pingpong-Shows [weibliches Geschlechtsorgan macht mit weißem Ball, Fischen und anderen Dingen Kunststücke], Saufen, Strand)

Patong, Phuket

Patong, Phuket

Krabi (muss eine wunderschöne Küste haben. Als wir da waren, hat es 48 Std durchgeregnet. Nix gesehen.)

Deswegen heißt es Nebensaison (Krabi)

Deswegen heißt es Nebensaison (Krabi)

Koh Samui (Touri-Insel. Viele Familien. Langweilig. Ganz netter Strand)

Vollpension auf Koh Samui

Vollpension auf Koh Samui

Koh Tao (Die schönere Insel. Tauchschein gemacht. Nette Leute getroffen, allesamt Urlauber. Wo sind die anderen Traveller?)

Bangkok (Hier fehlte uns ein Ansässiger, der uns die wirklich spannenden Orte zeigt. Der Königspalast hat uns gefallen. Die Kao San Road nicht so sehr.)

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Khao San Road, Bangkok

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Ein Café aus alten Tagen, Königspalast, Bangkok

Chiang Mai (Im Norden Thailands, viele buddhistische Tempel. Drei-Tage-Dschungel-Tour gebucht. Sehr absurd gewesen. Den Bericht dazu stelle ich demnächst mal in den Blog. E x z e l l e n t e s Buch-Antiquariat gefunden, mit deutschen Büchern.)

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Chiang Mai

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Bei den Long Neck-Frauen, Chiang Mai

Und jetzt kommt die Ausnahme: Pai. Wären wir doch viel früher hier hingekommen, und dann konnten wir noch nicht einmal länger als drei Tage bleiben, weil wir den Flug nach Kambodscha schon gebucht hatten. So etwas hatte ich die ganze Zeit gesucht. So etwas hatte ich in Guatemala (San Pedro) schon gefunden und zum Beispiel in Puerto Escondido (Mexico). Es sind diese Hippie-Orte, es gibt ein paar Auswanderer, ein paar Touristen, es ist sehr übersichtlich, wenig Verkehr, tolle Bars, kreative Menschen machen kreative Sachen und wunderwunderschöne Landschaft. Pai ist der schönste Ort in Thailand, auch wenn er keine Küste hat.

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Pai, der Kosename vom Paradies

Kambodscha
Vier Orte haben wir hier gesehen:
Siem Reap (die ehrwürdigen Tempel von Angkor erreicht man von hier)

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Angkor Wat in Szene gesetzt

Phnom Phen (die versmogte Hauptstadt. Hier haben wir Christian besucht, Fs Ex-Freund, der hier seit acht Monaten wohnt und eine kambodschanische Freundin hat.)

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Friederike und Christian

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Kim und ich

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Nach der Seeing-Hands-Massage

Kampot (Ort an der Küste, chillig. Berühmt für Pfeffer und Krebs. Interessante Menschen hier getroffen. U.a. einen Hostelbesitzer, der ein abenteuerliches Leben in Israel hinter sich hat und einen englischen Punk, der phänomenale Cocktails kreieren kann.)

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Kampot

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Kampot

Kep (Ganz kleiner Ort an der Küste, ebenfalls berühmt für Krebs, der allerdings aus Kampot kommt, was mir egal war. Es war sehr lecker. Auch hier interessante Begegnung, mit einem Deutschen, 70 Jahre alt, hat in Kambodscha das Internet erfunden. Mit 69 nach neuer Herausforderung gesucht, Pfefferplantage übernommen, die haben wir besucht. Kunden in aller Welt.)

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Ein Krebs-Gericht aus Kep

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Unter Mönchen, Kep

Kambodscha war sehr besonders für uns. Aus verschiedenen Gründen. Es war toll, mit locals unterwegs zu sein (wie auch in San Francisco), wenn man den Reiseführer nicht mehr ständig mitschleppen muss, wenn man sich einfach hinten auf den Roller setzen kann und durch den mörderischen Verkehr Phnom Phens chauffiert wird.
Und es war die Auseinandersetzung mit dem Horror der Roten Khmer … das hat uns alles sehr mitgenommen. Die Killing Fields, die ehemalige Schule, umfunktioniert zur Folterkammer der Roten Khmer, und das Minen-Museum sind gute Orte, um sich ein Bild zu machen. Auf den Killing Fields steigen in der Regenzeit, wenn der Boden aufschwemmt, Kleidungsstücke an die Oberfläche, Kleidung der Hingerichteten, aus den Gruben, in die sie – totgeschlagen (um Munition zu sparen)- geworfen wurden. Ich wusste vor unserem Aufenthalt in Kambodscha so gut wie nichts davon. Es ist furchtbar.

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Kleidungsstück, Killing Fields, Phnom Phen

Flug von Phnom Phen über Kuala Lumpur nach Kathmandu, Nepal.
Kathmandu: was für ein Gewusel, Staub, dieser Smog. Ich gehe keinen Meter ohne Atemschutz. Meine Nase ist zu empfindlich, ich bekomme sofort Schnupfen, das war bisher in allen versmogten, staubigen Städten so (u.a. in La Paz).

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Staubiges Kathmandu

Alles hier ist anders, es ist schon fast so wie Indien, aber nur fast. Viel Schlepper, viele Gestalten, die Dich anquatschen. Nein, nein, nein, ich will kein Tigerbalm, ich will auch deine Geige nicht, keine Klangschale, no weed. I am fine. Ich will auch kein Khukuri, einerseits die Waffe der gefürchteten Ghorkas, andererseits traditionelles Werkzeug der Bauern, die 80% des Landes stellen. Doch, will ich wohl, aber nicht von der Straße. Am letzten Tag verabrede ich mich im Industriegebiet Kathmandus. Hier sind die Werkstätten des Khukuri Houses. Zwei junge Schmiede öffnen mir, heute steht alles still, es wird Vishwakarma gedacht, dem „divine architect […] and creator of many fabulous weapons for the gods“. Die Hämmer ruhen, zusammen mit den noch unfertigen Klingen liegen sie pinkbestäubt unter den Augen Ihrer Heiligkeit. Ich kaufe zwei wunderschöne Messer, eins für mich und eins für einen Freund.
Von Kathmandu ging es nach Pokhara, von hier aus starten die Touren ins Annapurnagebiet. Doch es ist Regenzeit. Wir entscheiden uns für eine dreitägige Wanderung, mehr wäre auch sowieso nicht drin, weil Fs Knie kaputt ist. Der Guide ist sehr nett, die Landschaft wunderschön, erinnert ein wenig an Ecuador, nur die Berge sind verdeckt, immer. Das ist ein bisschen traurig, denn wenn man sich denselben Weg mit Aussicht vorstellt, dürfte das schon ein komplett anderes Erlebnis gewesen sein. Sehr schade. Ab und zu bekommen wir einen Gipfel über der Wolkendecke zu sehen. Und wir übernachten bei einer Familie, hausen in einem kleinen Verschlag vor offenem Feuer, es gibt Dal Bhat, das Alltagsgericht der Nepalesen, sie essen es zweimal täglich. In Nepal gibt es, glaube ich, gar keine Küche, es gibt nur Dal Bhat. Das ist Linsensuppe, Reis, Gemüse. Als ich behaupte, dass es „delicious“ schmeckt, lachen sogar die Einheimischen.

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Phewa-See, Pokhara

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Ein Guide zum Verlieben

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Dal Bhat

So Papa, das war der Schnelldurchlauf. Hätten wir so gebloggt, wären wir auch fertig geworden, aber wir wollen es unbedingt nachholen. Dann aber von Deutschland aus. Ab jetzt werden wir nur noch sporadisch was ins Netz stellen, und die chronologische Reihenfolge auch nicht mehr beachten. Von Kathmandu ging es nach Delhi, Flughafenhotel, und dann nach Varanasi. Es gibt entspanntere Orte als Indien, um eine Weltreise ausklingen zu lassen, aber es ging organisatorisch nun mal nicht anders. Jetzt sind wir hier, und es ist krass, krass, krass. Die Menschen starren, Varanasi ist unglaublich dreckig, in der Nacht etwas unheimlich. Friederike redet ständig von Hieronymus Bosch, sie kommt sich vor wie einem seiner Wimmelbilder. Sie hat recht, es geht hier etwas mittelalterlich zu.

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Varanasi I

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Varanasi II

Hast du schon mal von Varanasi gehört? Es ist der heiligste Ort der Hindus. Hier kommt der größte Teil der Gläubigen hin, wenn er tot ist. Aber noch besser ist es, wenn sie hier sterben und DANN verbrannt werden, dann nämlich entkommen sie dem ewigen Kreislauf, dem Rad der Wiedergeburt. Es gibt hier also zahlreiche Hospize, zum Warten. Gestern stand ich in einem solchen, ein junger Typ hatte uns hingeführt, das Erdgeschoss ist leer, wenn man von der Kuhscheiße absieht, ein eventuell heiliger Mann steht da auch noch, er pisst. Das erste Stockwerk ist auch leer, zumindest sehe ich keine im Sterben liegende Menschen, dafür einen Sadhu, massive Dreadlocks, er sitzt vor einem menschlichen Totenschädel. Wir gehen an die Brüstung, diese Haus ist komplett offen, es gibt keine Fenster. Als wir runterschauen, sehen wir mehrere Feuerstellen. Leichen. Ich bin froh, dass sie eingewickelt sind, so wie Mumien. Ich schaue zu, bis alles verbrannt ist und der Kopf aus dem Feuer auf den Boden kullert. Er lag die ganze Zeit nicht richtig im Feuer. Frage mich, warum das sonst keinem aufgefallen ist. Vielleicht hatte der Sadhu hier neben mir ja Bedarf angemeldet. Wir sollen jetzt mitkommen, zwei Schritte weiter, da sitzt eine Alte auf dem Boden, sie sei die Älteste des Hospizes, und ihr Segen viel wert. Sie tätschelt uns den Kopf, ich ekle mich vor ihrer Hand, ich kann mir nicht helfen, alles interessiert mich sehr, ich will nur nicht angefasst werden (die Straßenkinder machen das auch sehr gerne). Sie fragt nach meinem Namen, dann fragt sie nach Deinem. Dann bin ich gesegnet. Macht 300 Rupees. What? Ja, is normal. Spende fürs Hospiz.
Heute Morgen haben wir eine Bootsfahrt gemacht, wir fuhren am gleichen Leichenverbrennungs-Ghat vorbei (Ghat heißen hier die einzelnen Treppen-Zugänge, die zum Ganges führen, jedes hat eine andere Bedeutung). Ich frage den Bootsmann, ob das da wirklich Hospize sind. Er lacht. Ob man mir das erzählt hätte? Nein, da wohnen nur Freaks. Das Haus steht nur da, damit sich die Angehörigen der Leichen unterstellen können, falls es regnen sollte. Dort gibt es viele Lügner, sagt er. Hm, doch keinen Segen erfahren. Schade. Ich könnte ihn vielleicht brauchen, in diesem wilden Land. Wir versuchen jetzt mal in den Süden zu kommen, gleich werden wir zum ersten Mal in Indien Zug fahren, und zwar nicht in der allerbesten Klasse. Mal wieder bin ich einfach nur gespannt.
Hast du Geela mal kennengelernt, die Tochter von George? Mit ihr stehe ich in Kontakt, sie wohnt mit ihrer Familie in Bangalore. Ein Nepalese meinte zu mir, das Bangalore wie Europa sein soll. Das kann ich nicht ganz glauben, aber es wird jedenfalls sehr interessant werden, die ganzen Orte von früher wiederzusehen. Nach Mathilakam will ich es auch unbedingt schaffen. Im Haus von den Großeltern wohnen jetzt die beiden Söhne von Jakob, Bijou und Binoj, mit ihrer Mutter Trisa und Binojs Frau. Weitere Stationen: die Backwaters, Hampi, Aurangabad, Goa. Am 17.10. fliegen wir zurück.

Mach’s gut und bis bald,
ich drück Dich ganz fest,
auch von Friederike,

Dein Philipp
PS: Ich merk grad, ich hab Hawaii vergessen. Nach San Francisco waren wir da auch noch. War okay.

PPS: Hast du die Schlafzimmer schon gesehen? http://nieohneseifewaschen.com/schlafzimmerblick/

 

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22. Sep. (vor 7 Tagen)

Hallo, mein Sohn,
Du hast mir trotz des Schwindel erregenden Zeitraffers über den Ablauf Eurer Expedition -oder ist es noch Reise zu nennen? – eine große Freude mit Eurem Lebenszeichen gemacht. Ich bin tief gerührt. Da meine geografischen Kenntnisse über diese fernöstlichen Länder eher rudimentär sind, kannst Du Dir vor Deinem geistigen Auge Deinen alten Vater vorstellen, wie er einen Globus mal rechts, mal links herum in Rotation versetzt, um annähernd Deinen Zeilen folgen zu können. Hauptsache, dass Ihr weiterhin Spaß habt und neugierig bleibt, wobei mir beim Anblick Eurer diversen Dormitorien schon der Gedanke kommt, dass Ihr Euch nach Eurem eigenen Heiabettchen und kölsche Tön sehnen könntet. Abgesehen davon: nach dem Ritt durch die Weltgeschichte seid Ihr wahrscheinlich urlaubsreif (ich empfehle Maria Laach in der Eifel o.ä.).
Ich denke, die Parforce-Tour durch den Familien-Clan wird schön, aber auch anstrengend werden. Übrigens: in Bangalore warst Du schon im Januar 1983, deshalb wirst Du Dich sicher gut erinnern. Nur soviel: damals war es ein wunderschönes, wenn auch verschlafenes Provinznest mit englischem Flair. Wir hatten damals einen Verwandten Deiner Mutter besucht, der Dekan der Theologischen Fakultät war. Das Gebäude war englische Spätgotik (Perpendicular Style), wenn ich nicht irre, das Interieur merry old England pur: düstere Holzvertäfelungen, schaurige Vitrinen mit noch scheußlicheren Pokalen, der einzige auffällige Unterschied war der FAN unter der Decke. Heute dürfte auch ich mich in einer völlig fremden, modernen und pulsierenden Stadt wiederfinden, die ich nicht erkennen würde.

[…]

So, nun seid lieb gedrückt, Angelika schließt sich an.
Liebe Grüße und einen dicken Kuss von Deinem Papa

Caro kommt morgen aus USA zurück.

ein Kommentar

  1. atemlos! ich kann deinen dad verstehen! leider fehlte mir beim lesen der globus, ich konnte trotzdem noch ganz gut mithalten. 😀 danke für den liebevollen brief. ich habe ihn sonntag nachmittag in meinem Garten sitzend, bei kaffee und sonne sehr genossen!

    der 17.10. ist ja schon recht bald und ich wünsche euch von herzen , dass ihr gesund und glücklich zu hause bei den lieben ankommt.
    ich übe geduld …. bis bald

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